Die Geschichte der Bestattung Wien

Wissenswertes

Das Bestatten der Toten ist seit jeher eine Aufgabe der Gemeinschaft, die entweder von der Familie oder einem größeren Gemeinschaftsverband besorgt wurde. Später ging diese Aufgabe auf die Religionsgemeinschaften über. Erst die Zusammenballung der Menschen in den Städten führte dazu, dass aus dieser auf menschlichen oder religiösen Bindungen beruhenden Gemeinschaftsfunktion eine gewerbsmäßige Tätigkeit wurde. 

Das Bestattergewerbe erfuhr in der Gewerberechtsnovelle 2002, die am 1. August 2002 in Kraft trat, eine umfassende Änderung.
Die Anmeldung des Bestattungsgewerbes setzt nunmehr nur die Befähigung voraus, ein Bedarf ist im Gewerbeverfahren nicht mehr zu prüfen. Neu zum Tätigkeitsbereich des Bestatters ist die Thanatopraxie hinzugekommen, die in der Novellierung 2004 näher definiert ist. Darunter versteht man die Desinfektion, einfache Konservierung und kosmetische Behandlung einer/eines Verstorbenen um den Verfallsprozess für kurze Zeit hinauszuzögern.

Aktuelle Gestorbenen-Statistiken finden Sie auf der Website der Statistik Austria.

Die Bestattung Wien – Eine bewegte Geschichte

1867
Der Trauerwaren-Händler Josef Grüll erhielt am 16. Juni 1867 als Repräsentant der „Entreprise des pompes funebres" die Bewilligung zur Gründung eines Bestattungswesens. Kurz danach wurde die Bestattung Concordia gegründet. Der Wettbewerb unter den privaten Bestattungsunternehmen nahm immer drastischere Formen an. So wurden großzügig Gelder an HausmeisterInnen bezahlt, die den Bestattern Tipps gaben, welcher Hausbewohner im Sterben lag oder ob jemand schwer krank war. Teilweise warteten dann die Bestatter dann schon vor der Türe, um nach dem Todesfall gleich das Geschäft abschließen zu können. Die Zustände wurden mit der Zeit unhaltbar. Der „Kampf“ um die Verstorbenen wurde teilweise zwischen den Bestattern auch mit Fäusten ausgetragen.
 

1885
Die Stadt Wien musste eingreifen und so wurde das Bestattungsgewerbe konzessioniert.
Die Stadt Wien erwarb Ende März 1907 die beiden größten Wiener Bestattungsunternehmen „Erste Wiener Leichenbestattungs-Anstalt Entreprise des pompes funebres" und „Concordia". Die Aufnahme des Kommunalbetriebes „Stadt Wien - Städtische Leichenbestattung" erfolgte am 1. Juli 1907.

1918-1928
Im Jahre 1918 übernahmen die Straßenbahnen aufgrund des Pferdemangels den Leichentransport. 

  • 1919-1923 Verdichtung der Anmeldestellen. Vergrößerung der Aufbahrungsräume auf den Friedhöfen
  • 1923-1928  Es standen bereits 35 Filialen, 71 Anmeldestellen und 28 Kraftfahrzeuge zur Verfügung. 


1929-1931
Alle Wiener Gemeindefriedhöfe verfügen über geräumige Aufbahrungshallen

1940 -1945 Durch fehlendes Personal infolge des Krieges mussten die Abläufe rationalisiert werden: 

  • Träger mussten auch die Fahrzeuge lenken
  • Es gab besondere Vorkehrungen bei Soforteinsätzen
  • Es galt ein Aufbahrungsverbot von Leichen in Wohnhäusern, wenn geeignete und saubere Aufbahrungsräume auf den Friedhöfen vorhanden waren
  • Eine dritte „Leichentram“ der Wiener Straßenbahn sowie 37 Kraftfahrzeuge ermöglichten den Transport von 15.000 Leichen auf den Wiener Zentralfriedhof

Durch einen Bombenangriff wurden die Sargfabrik im 10. Bezirk (Absberggasse) und alle Fahrzeuge, außer ein nicht fahrtauglicher Fourgon, zerstört. Ebenso wurden viele Friedhofshallen und Aufbahrungshallen im Zweiten Weltkrieg beschädigt; durch Arbeitskräftemangel blieben tausende Leichen unbeerdigt. 

1950 und 1959
übernahm die Städtische Bestattung alle 24 Bestattungsunternehmen  der „Arbeitsgemeinschaft der Wiener Bestatter".

  • Die Städtische Bestattung wird als viertes Unternehmen in die Wiener Stadtwerke aufgenommen.
  • Einführung eines einheitlichen und günstigeren Bestattungstarif für ganz Wien
  • Neue Bekleidung für die Sargträger
  • Inbetriebnahme eines Bahrwagens
  • Zeremonienleiter bei Trauerfeiern sorgen für verbessertes Kundenservice; Inkrafttreten des internationalen Abkommens über Leichenbeförderung (Berliner Abkommen) mit einheitlichen Versargungs- und Überführungsvorschriften.


1960-1970

  • Entstehung neuer Aufbahrungsräume und Errichtung Stirnwandaltären auf den Friedhöfen: Mitte der 1960er Jahre wurde zur Errichtung einer neuen Sargfabrik ein Fabrikgebäude im 23. Wiener Gemeindebezirk gekauft. Die Inbetriebnahme erfolgte im Jahr 1968.
  • Kauf eines Fabriksgebäudes im 23. Bezirk (Breitenfurter Straße) zur Errichtung einer neuen Sargfabrik. Inbetriebnahme erfolgt 1968.
  • Eröffnung eines Bestattungsmuseums am 14. Juni in der Zentrale Goldeggasse anlässlich des 60. Jahrestages der Unternehmensgründung.
  • Wiederinbetriebnahme des Krematoriums in Wien Simmering im Mai. Die Feuerhalle wurde durch Architekt Clemens Holzmeister in einen repräsentativen Raum für Trauerfeiern verwandelt.


1971-1988
Ab 1. Jänner treten das neue Wiener Leichen- und Bestattungsgesetz sowie die neue Friedhofsordnung in Kraft. 
Erbauung neuer  Aufbahrungshallen und Umbau diverser Aufbahrungshallen auf den Friedhöfen.

1989-1999
Die BESTATTUNG WIEN wird von der Familie Habsburg-Lothringen mit der Überführung der verstorbenen Kaiserin Zita von der Schweiz nach Klosterneuburg beauftragt.

  • Mitwirkung an den Trauerfeierlichkeiten am 1. April 1989.
  • Im November wird Maria Antonia Theresia (Tochter von Leopold I.) im Zuge der Restaurierung des historischen Metallsarges umgebettet.
  • Am 18. März 1994 großes Jubiläum „75 Jahre Städtische Sargerzeugung" und „25 Jahre Sargerzeugungsbetrieb Breitenfurter Straße, Verleihung des österreichischen Staatswappens. 


2000-2010

  • Ausgliederung der BESTATTUNG WIEN-WIENER STADTWERKE und Umgründung in die BESTATTUNG WIEN GmbH als Tochter der WIENER STADTWERKE Holding AG.
  • Erste Teilnahme des Bestattungsmuseum an der "Langen Nacht der Museen". 
  • Der TÜV Österreich verleiht am 18.7.2002 dem Kundenservice das Zertifikat für Qualitätsmanagement (QM), die ISO 9001.
  • Die Sargerzeugungsbetrieb wird unter dem Namen Sargerzeugung Atzgersdorf eine GmbH und 100-%-Tochter der Bestattung Wien.
  • Juli 2007 feiert die Bestattung Wien ihren 100. Geburtstag.
  • Mit 1. Jänner 2008 wird die Magistratsabteilung 43 - Städtische Friedhöfe Teil der Wiener Stadtwerke, organisiert als Friedhöfe Wien GmbH und Krematorium Wien GmbH.

2010 wurde der  Wiener Stadtwerke-Unternehmensbereich Bestattung und Friedhöfe neu organisiert. Unter dem Dach der B&F Wien - Bestattung und Friedhöfe GmbH sind mehrere Tochterunternehmen, darunter die Bestattung Wien GmbH, angesiedelt. Die B&F Wien übernimmt strategische Aufgaben und ist Dienstleister für die Töchter, diese konzentrieren sich auf den operativen Bereich.

2011-2019

  • "Atmen", Karl Markovics' Debüt als Regisseur, wird vielfach ausgezeichnet. Der Spielfilm handelt von einem straffälligen Jugendlichen, der über einen Job bei der Bestattung Wien ins rechte Leben zurückfindet. Gedreht wurde ebenfalls in der Bestattung Wien. Auch Mitarbeiter der Bestattung waren für den Film im Einsatz.
  • Teile der Bestattung Wien GmbH übersiedelte mit 13. Februar 2012  nach Wien 11, Simmeringer Hauptstraße 339. Der Neubau gegenüber Tor 2 des Zentralfriedhofs ist auch Standort der Friedhöfe Wien GmbH. Im Erdgeschoß der neuen Unternehmenszentrale ist ein großzügiges und barrierefreies Kundenservicezentrum nach dem „One-Stop-Shop“ Prinzip eingerichtet, wo Bestattung wie auch Friedhöfe ihre Dienstleistungen anbieten. Kundinnen und Kunden sollen in ihren schwersten Stunden möglichst viele Wege abgenommen werden.
  • Der Spatenstich für das neue gemeinsame Betriebsgebäude des Betriebsdienstes der Bestattung Wien und der Sarglogistik Wien erfolgte am 19. Februar 2013
  • Das alte Bestattungsmuseum in der Goldeggasse 19, 1040 Wien stellt seinen Betrieb ein.
  • Bezug des in unmittelbarer Nähe zur Unternehmenszentrale entstandenen neuen Gebäudes der B&F Wien.
  • Neue Heimat für den Betriebsdienst der Bestattung Wien, sowie der neue Standort der Sarglogistik Wien. Im Herbst 2014 eröffnete das Bestattungsmuseum am Wiener Zentralfriedhof, gelegen unter der Halle 2, seine Pforten für BesucherInnen und Besucher.
  • Digitaler Nachlass – neues Service der Bestattung Wien
  • Bestattung Wien-Fahrzeuge erhalten neues Design


2020-2021

  • Neuer Bestattungsplaner der Bestattung Wien geht online
  • Erste weibliche Arrangeurin bei der Bestattung Wien ist im Dienst
  • Bestattung Wien eröffnet neue Filialen 
  • Betreute Fahrten zu Trauerfeiern ab 1. Jänner 2021 in Kooperation mit Hallermobil